Die wichtigsten Naturkosmetik Zertifikate im Überblick

Naturkosmetik Zertifikate

Zertifikate und Siegel kennen wir schon länger vom Lebensmitteleinkauf in Form von „vegan“ oder „bio“. Doch auch in der Welt der Naturkosmetik gibt es Zertifikate, mit denen Marken und Produkte versehen werden können. Damit bezeugen die Hersteller, dass es sich bei ihren Produkten um natürliche und gesundheitsfreundliche Kosmetik handelt. In Deutschland gibt es jedoch ein Problem: Leider ist der Begriff „zertifizierte Naturkosmetik“ im Gegensatz zu „bio“ noch nicht rechtlich geschützt, was bedeutet, dass auch herkömmliche Marken ihre Produkte als „Naturkosmetik“ bezeichnen dürfen, obwohl sie nur wenige natürliche Inhaltsstoffe beinhalten.

Dennoch gibt es einige Institutionen, die potenzielle Marken und Produkte sorgfältig prüfen, bevor sie sie als zertifizierte Naturkosmetik kennzeichnen. Wir haben für Euch 10 der vertrauenswürdigsten Siegel und Zertifikate zusammengefasst, auf die Ihr Euch beim nächsten Einkauf verlassen könnt.

Was wird geprüft?

  • keine künstlichen Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe

  • keine Silikone

  • keine erdölbasierte Inhaltsstoffe

  • keine Gentechnik

  • alle Inhaltsstoffe müssen natürlichen Ursprungs sein

  • umweltfreundliche Produktion

  • nachhaltige Herstellung und Verpackung

1. BDIH – Kontrollierte Naturkosmetik

Der BDIH Standard verfolgt das Ziel, den Begriff Naturkosmetik im Interesse des Verbrauchers sachlich korrekt und nachvollziehbar zu definieren und Transparenz zu schaffen. Darüber hinaus soll er einen fairen Wettbewerb der Hersteller und Vertreiber von Naturkosmetika ermöglichen. Der Standard beschreibt Anforderungen, welche sich auf die Gewinnung bzw. Erzeugung der Kosmetikrohstoffe sowie auf deren Verarbeitung beziehen. Hierbei werden die Belange des Tier- und Artenschutzes besonders berücksichtigt.

Kriterien:

  • 23 pflanzliche Rohstoffe wie z.B. Argan, Mandel, Aprikose, Jojoba, Ringelblume, Olive, Pfefferminze, oder Sheabutter müssen aus zertifiziertem ökologischem Anbau stammen.

  • Stoffe aus den folgenden Stoffgruppen dürfen nicht verwendet werden:
    – organisch-synthetische Farbstoffe
    – synthetische Duftstoffe
    – ethoxilierte Rohstoffe
    – Silikone
    – Paraffine und andere Erdölprodukte

  • Die Rohstoffe müssen überwiegend aus kontrolliert biologischem Anbau kommen.

  • Der Einsatz von Stoffen, die von Tieren produziert werden (z.B. Milch, Honig), ist gestattet.

  • Erlaubt sind natürliche Duftstoffe, die der ISO Norm 9235 entsprechen.

  • Rohstoffe aus toten Wirbeltieren (z.B. tierische Fette) sind verboten.

  • Tierversuche sind bei der Herstellung, Entwicklung und Prüfung der Endprodukte verboten; Rohstoffe, die nach dem 31.12.1997 im an Tieren getestet wurden, sind ausgeschlossen.

  • Gentechnisch veränderte Organismen dürfen nicht eingesetzt werden.

2. Ecocert & Cosmos Organic

Ecocert Cosmos Organic Logo

Die Organisation zur Bio-Zertifizierung wurde im Jahr 1991 in Frankreich gegründet. Ecocert ist heute eine der führenden Zertifizierungsstellen für Lebensmittel, Waschmittel, Textilien und Kosmetik. Im Jahr 2003 wurden die Standards für natürliche und organische Kosmetik eingeführt. Die Grundprinzipien schreiben die Verwendung von Inhaltsstoffen aus nachwachsenden Rohstoffe vor.

Geprüft wird das Fehlen von:

  • Gentechnik

  • Parabenen

  • Nanopartikeln

  • Silicium

  • Polyethylen Glycol

  • synthetischen Parfüms und Farbstoffen

  • tierischen Bestandteilen (sofern nicht natürlich von ihnen hergestellt: Milch, Honig usw.)

Innerhalb der Ecocert-Organisation gibt es den COSMOS Organic-Standard, welcher ausschließlich auf Kosmetik angewandt wird. Erhalten Kosmetikhersteller oder -akteure das Zertifikat COSMOS Organic, dürfen sie ihre Produkt offiziell als „Bio- oder Naturkosmetik“ vermarkten.

Kriterien:

  • Verwendung von umweltfreundlichen und gesundheitlich unbedenklichen Herstellungs- und Produktionsprozessen

  • Entwicklung des Konzepts der „grünen Chemie“

  • verantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen

  • Förderung der Biodiversität

  • Verzicht auf petrochemische Inhaltsstoffe (bis auf genehmigte Konservierungsstoffe): Parabene, Phenoxyethanol, synthetische Duft- und Farbstoffe

  • Verzicht auf GVOs

  • frei von Tierversuchen

Außerdem müssen bis auf wenige geprüfte Ausnahmen, wie Konservierungsstoffe, alle Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs sein.

So wird ein Kosmetikum nur als COSMOS Organic zertifiziert, wenn:

  • mindestens 95 % der pflanzlichen Inhaltsstoffe „biologisch“ sind

  • mindestens 20 % an biologischen Inhaltsstoffen in der gesamten Formulierung enthalten sind (10 % bei Rinse-off-Produkten und Pudern)

3. The Vegan Society

1944 hat die Vegan Society das Wort „vegan“ kreiert. Die Organisation steht für einen internationalen Standard für vegane Produkte und deren Herstellungsprozess. Ein engagiertes und erfahrenes Team prüft jede einzelne Produktanwendung anhand einer umfassenden Kriterienliste und fragt nach einer möglichen Inklusion tierischer Inhaltsstoffe, einschließlich solcher, die nicht im Endprodukt enthalten sind. In Zusammenarbeit mit Herstellern werden Audits für Produkte mit hohem Risiko einer Kreuzkontamination mit tierischen Inhaltsstoffen durchgeführt, um veganen Konsumenten eine zusätzliche Sicherheit zu geben. Die Registrierung jedes Produkts wird jährlich erneuert, um sicherzustellen, dass die Informationen korrekt und auf dem neuesten Stand sind.

Kriterien:

  • keine tierischen Produkte und Bestandteile

  • keine Tests an Tieren

  • keine Gentechnik

  • Hygienestandards: strikte Trennung von veganem und nicht-veganem Arbeitsbereich

4. The Non-GMO Project

Das Non-GMO-Projekt ist eine gemeinnützige Organisation, die sich der Erhaltung und dem Aufbau von gentechnikfreien Produkten verschrieben hat. Das Non-GMO-Projekt Label versichert, dass keine gentechnisch veränderten Organismen bei der Herstellung eines Produktes verwendet wurden. Weiter widmet sich die Organisation der aktiven Aufklärung für Verbraucher.

5. United States Department of Agriculture (USDA)

Das United States Depatment of Agriculture verpflichtet sich seit 2002 die biologische Landwirtschaft zu unterstützten und voran zu treiben. Heute ist es eines der global führenden Maßstäbe für den kontrollierten biologischen Anbau. USDA-Bio-Produkte unterliegen strengen Produktions- und Kennzeichnungsanforderungen, bspw. müssen die Produkte ohne Gentechnik hergestellt sein und alle Inhaltsstoffe müssen auf der „National List of Allowed Substances“ geführt werden. Regelmäßige Kontrollen garantieren die Einhaltung des strengen Zertifizierungsprogrammes.

6. Leaping Bunny

Mehrere Tierschutzgruppen haben sich zusammengeschlossen, um die Coalition for Consumer Information on Cosmetics (CCIC) zu bilden. Das CCIC fördert einen einzigen umfassenden Standard und das international anerkanntes Leaping Bunny-Logo. Die Organisation arbeitet mit Herstellern von Kosmetik- und Haushaltsprodukten zusammen, um das Einkaufen tierfreundlicher Produkte einfacher und vertrauenswürdiger zu gestalten. Der Standard bietet die Sicherheit, dass in keiner Phase der Produktentwicklung Tierversuche durchgeführt wurden. Durch regelmäßige, strenge und unabhängige Kontrollen wird dies für den Konsumenten garantiert.

7. NATRUE

NATRUE ist eine international tätige non-profit Organisation mit Sitz in Brüssel. Ihr Ziel ist es, Bio- und Naturkosmetik weltweit zu schützen und zu fördern. Sie prüfen und zertifizieren die Qualität der Inhaltsstoffe und deren Verarbeitung. Der größte Feind wahrer Natur- und Biokosmetik ist Greenwashing. Greenwashing bedeutet, Verbraucher/innen vorzutäuschen, ein Produkt sei „grün, natürlich, umweltfreundlich“. NATRUE garantiert, dass mindestens 75% der Einzelprodukte einer bestimmten Produktreihe (entweder durch die Marke oder Untermarke gekennzeichnet) die Voraussetzungen des NATRUE-Standards erfüllen. NATRUE verbietet Unternehmen, nur ein oder zwei Produkte zu zertifizieren und dann Marketing-Strategien anzuwenden, die den Verbraucher/innen den Eindruck vermitteln, die ganze Linie sei zertifiziert.

NATRUE vergibt drei Qualifizierungsstufen:

  • Naturkosmetik: Inhaltstoffe sind natürlichen Ursprungs, müssen aber nicht aus kontrolliert biologischem Anbau sein.

  • Naturkosmetik mit Bio-Anteil: Naturkosmetik mit mindestens 70% der Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau und/oder kontrollierter Wildsammlung.

  • Biokosmetik: Naturkosmetik mit mindestens 95% der Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau und/oder kontrollierter Wildsammlung.

8. Fairtrade

Das Fairtrade-Siegel steht für fair angebaute und gehandelte Produkte: alle Zutaten eines Produktes, die unter Fairtrade-Bedingungen erhältlich sind, müssen Fairtrade-zertifiziert sein. Dies ermöglicht den Kleinbauernkooperativen stabilere Preise sowie langfristigere Handelsbeziehungen. Sowohl Bäuerinnen und Bauern als auch Beschäftigte auf Plantagen erhalten eine zusätzliche Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Die Standards enthalten darüber hinaus Kriterien zu demokratischen Organisationsstrukturen, Umweltschutz und sicheren Arbeitsbedingungen.

9. Organic Soil Association

In den 1960er Jahren entwickelte die Soil Association einige der weltweit ersten organischen Standards. Sie haben die Schaffung der EU-Bio-Verordnung beeinflusst und haben seitdem zusätzliche höhere Standards für die Soil Association entwickelt. Diese Normen legen die Anforderungen an biologische und natürliche Gesundheits- und Schönheitsprodukte fest, die nach dem international anerkannten COSMOS-Standard zertifiziert sind, sowie für zertifizierte Gesundheits- und Kosmetikprodukte der Soil Association. Die Soil Association Charity ist Gründungsmitglied des COSMOS-Standards. COSMOS wurde 2010 von der Soil Association und anderen führenden Bio-Organisationen der Branche gegründet, um einen harmonisierten internationalen Standard für die Zertifizierung von Bio- und Naturkosmetikprodukten zu schaffen.

10. Demeter

Demeter Logo

Demeter ist der älteste Bio-Verband Deutschlands und ist heute weltweit vertreten. Im Vordergrund steht die Förderung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise, bei der ein ökologischer Betrieb als eigener Organismus gesehen wird. Die Bio-Betriebe können für den Bereich Verarbeitung ein Demeter-Zertifikat erhalten. Die Organisation setzt sich jedoch nicht nur für die Förderung anderer Betriebe ein: die Herstellung eigener Produkte ist ebenfalls ein Teil von Demeter geworden. So produziert Demeter auch eigene Naturkosmetik, die bestimmten Richtlinien unterliegt.

Kosmetik-Richtlinien:

  • keine chemisch-synthetischen Zusatzstoffe

  • mindestens 90% Demeter-Rohstoffe

  • keine Gentechnik

  • keine tierischen Rohstoffe